Kleines Gewerk, große Wirkung – Warum Gebäudeautomation frühzeitig eingeplant werden muss

25.02.2025 | Björn Brecht & Clemens Nonn, beide Kieback&Peter

Sie ist das Nervensystem eines Gebäudes und sorgt dafür, dass alle technischen Anlagen effizient, sicher und nachhaltig betrieben werden: die Gebäudeautomation. Trotz ihrer zentralen Bedeutung liegt ihr Anteil an den Gesamtkosten nur im einstelligen Prozentsatz. Dies führt häufig dazu, dass sie erst spät in den Planungsprozess integriert wird. Die Folge: teure Nacharbeiten und mögliche Verzögerungen bei der Inbetriebnahme – denn die Gebäudeautomation ist ein wesentliches Gewerk der modernen Gebäudeplanung. Nachfolgend erläutern wir, warum sie von Anfang an eine zentrale Rolle im Bauprozess spielen sollte und wie eine frühzeitige Einbindung Fehler und Verzögerungen verhindern kann.

Bildquelle: © Kieback&Peter

Die zentrale Rolle der Gebäudeautomation für Effizienz und Nachhaltigkeit

Die Gebäudeautomation ist weit mehr als eine Ansammlung technischer Geräte – sie ist der Garant für Energieeffizienz, Komfort und Sicherheit im Gebäude. Durch ihre Steuerungs- und Überwachungsfunktionen trägt sie maßgeblich dazu bei, die Anforderungen an Energieeinsparung, Klimaschutz und Nutzerkomfort zu erfüllen. Wird die Gebäudeautomation von Beginn an berücksichtigt, zahlt sie in hohem Maße auf die Nachhaltigkeitsziele der Gebäudeeigentümer ein. Wird sie hingegen erst spät in den Planungsprozess einbezogen, bleiben viele Potenziale ungenutzt.

Obwohl die Gebäudeautomation nur einen kleinen Teil der Baukosten ausmacht, hat sie eine enorme Hebelwirkung. Eine mangelhafte oder nicht optimierte Gebäudeautomation kann zu höheren Betriebskosten, ineffizientem Energieverbrauch und einem schlechten Nutzererlebnis führen. Dass der Einsatz von Gebäudeautomation wirtschaftlich ist, bestätigt auch eine Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, die als wissenschaftliche Grundlage für §71a GEG dient. Sie zeigt, dass Gebäudeautomation im deutschen Gebäudebestand nicht nur wirtschaftlich sinnvoll ist, sondern auch ein erhebliches Energieeinsparpotenzial bietet. Eine frühzeitige Berücksichtigung der Gebäudeautomation hilft daher, Probleme zu vermeiden und stellt sicher, dass Investitionen in nachhaltige Technologien von Anfang an effektiv sind.[1]

¹ Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (2024): Wirtschaftlichkeit der verpflichtenden Gebäudeautomation in Nichtwohngebäuden. ISSN: 1868-0097. Verfügbar unter: https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/bbsr-online/2024/bbsr-online-101-2024-dl.pdf

Kleiner Anteil an den Baukosten mit großer Hebelwirkung

Das sagt die Literatur dazu:
Die Kosten für die Gebäudeautomation zur automatischen Regelung und Überwachung der HLK-Anlagen beträgt etwa 1,0 % bis 1,5 % der Gebäudeerstellungskosten. Im Bereich der Nichtwohngebäude geht die DIN von einem durchschnittlichen thermischen Einsparpotenzial von bis zu 48 % aus, wenn die Gebäudeautomation von einer ineffizienten auf eine hocheffiziente umgestellt wird.

T. Hansemann und C. Hübner, Gebäudeautomation: Kommunikationssysteme mit EIB/KNX, LON und BACnet. 2021 und DIN EN ISO 52120-1, 2019

Folgen der späten Planung: Risiken und Kosten durch verzögert berücksichtigte Gebäudeautomation

Die späte Einbeziehung der Gebäudeautomation in den Planungsprozess führt regelmäßig zu Problemen, die sich direkt auf Bauzeit, Kosten und Funktionalität des Gebäudes auswirken. Diese Fehlerquellen und Risiken treten in verschiedenen Phasen des Bauprojekts auf und haben oft langfristige Auswirkungen auf die Betriebskosten und die Nutzerzufriedenheit.

1. Mängel in Vorgewerken: Koordination und Abstimmung

Wenn die Planung der Gebäudeautomation erst nach Abschluss wichtiger Vorgewerke wie Elektrotechnik, Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik (HLK) oder Gebäudehülle erfolgt, treten häufig Mängel auf, die auf die Unkenntnis der spezifischen Anforderungen der Gebäudeautomation zurückzuführen sind. Beispiele hierfür sind:

  • Fehlende Sensoren oder unzureichend geplante Standorte: Sensoren zur Überwachung von Raumtemperatur, Luftqualität oder Energieverbrauch müssen an strategischen Positionen installiert werden. Werden diese im Vorfeld nicht berücksichtigt, ist eine Nachrüstung teuer und oft nur eingeschränkt möglich.
  • Falsch dimensionierte Systeme: Wenn Steuerungskomponenten wie Ventile, Pumpen oder Regelgeräte nicht auf die Anforderungen der Gebäudeautomation abgestimmt sind, arbeiten diese ineffizient oder sind nicht kompatibel mit dem Automationssystem.
  • Unzureichende Leitungsführung: Eine späte Integration der Gebäudeautomation führt oft dazu, dass notwendige Kabeltrassen oder Platz für Steuergeräte fehlen. Dies verursacht bauliche Änderungen, die den Fortschritt anderer Gewerke verzögern.

2. Verzögerungen in der Inbetriebnahme

Fehler in den Vorgewerken oder eine unzureichende Abstimmung zwischen den Gewerken können dazu führen, dass die Gebäudeautomation nicht rechtzeitig in Betrieb genommen werden kann. Beispiele hierfür sind:

  • Fehlende Schnittstellen: Nicht standardisierte oder nicht kompatible Kommunikationsprotokolle zwischen HLK-Anlagen und der Gebäudeautomation erschweren die Integration und verursachen Verzögerungen.
  • Unvollständige Testläufe: Eine späte Planung der Gebäudeautomation reduziert die Zeit für Systemtests, die notwendig sind, um sicherzustellen, dass alle Komponenten reibungslos funktionieren. Fehler, die erst in der Betriebsphase entdeckt werden, können erhebliche Kosten und längere Verzögerungen verursachen.

3. Teure Nacharbeiten und Wiederholungsleistungen

Eine späte Einbindung der Gebäudeautomation macht oft kostenintensive Nacharbeiten oder Wiederholungsleistungen notwendig. 

  • Rückbau von Vorgewerken: Wenn bereits ausgeführte Installationen nicht mit den Anforderungen der Gebäudeautomation kompatibel sind, müssen diese rückgebaut und angepasst werden. Dies betrifft beispielsweise die Installation von Kabelkanälen oder die Dimensionierung von HLK-Anlagen.
  • Zusätzliche Planungs- und Koordinationskosten: Fehler, die erst im Bauprozess entdeckt werden, erfordern umfangreiche Nachbesserungen und zusätzliche Abstimmung zwischen den beteiligten Gewerken.

4. Auswirkungen auf die Nutzererfahrung und Betriebskosten

Fehler bei der Integration der Gebäudeautomation wirken sich nicht nur auf den Bauprozess aus, sondern haben auch langfristige Folgen:

  • Verminderte Energieeffizienz: Eine schlecht abgestimmte Gebäudeautomation führt zu einem erhöhten Energieverbrauch und steht oft im Widerspruch zu den ursprünglichen Zielen.
  • Schlechter Komfort: Fehler in der Regelung von HLK-Systemen können den Komfort der Nutzerinnen und Nutzer beeinträchtigen, z. B. durch ungleichmäßige Temperaturverteilung oder schlechte Luftqualität.
  • Erhöhte Wartungskosten: Systeme, die aufgrund unzureichender Planung ineffizient arbeiten, erfordern häufigere Wartung oder vorzeitige Erneuerung, was die Betriebskosten erheblich erhöht.

Die späte Integration der Gebäudeautomation stellt also ein erhebliches Risiko für den Erfolg eines Bauprojekts dar. Eine frühzeitige Planung und Abstimmung zwischen den Gewerken ist daher unerlässlich, um die genannten Fehlerquellen und Risiken zu vermeiden. Letztlich kann nur ein Planungsprozess, der die Gebäudeautomation früh integriert, sicherstellen, dass diese ihre volle Wirkung entfaltet.

Praktische Empfehlungen für die Integration der Gebäudeautomation

1. Gebäudeautomation bereits in der Konzeptphase einbinden
Die Integration der Gebäudeautomation sollte bereits in der frühen Planungsphase erfolgen. Hier können die grundlegenden Anforderungen an Steuerung, Reglung und Monitoring definiert und mit den Planungen der Vorgewerke abgestimmt werden.

2. Teilnahme an Baubesprechungen von Beginn an
Vertreter der Gebäudeautomation sollten von Beginn an allen relevanten Baubesprechungen teilnehmen. Auf diese Weise können sie potenzielle Fehlerquellen frühzeitig erkennen und Lösungen vorschlagen.

3. Standards und Schnittstellen definieren
Ein zentraler Punkt bei der Planung ist die Definition einheitlicher Standards und Schnittstellen für die Kommunikation zwischen den Systemen. Dies erleichtert die Zusammenarbeit der Gewerke und sichert die Kompatibilität der technischen Anlagen. Dies gilt auch für die Messtechnik, die meist von den einzelnen Gewerken bereitgestellt wird. Eine zentrale Beschaffung der Zähler gewährleistet die Interoperabilität der Systeme und die flexible Nutzung der Daten.

Ein Appell für frühzeitige Integration

Obwohl die Gebäudeautomation nur einen kleinen Teil der Baukosten ausmacht, ist ihre Bedeutung für die Funktionalität und Effizienz eines Gebäudes immens. Eine frühzeitige Planung und Integration in den Bauprozess verhindert kostspielige Nachbesserungen, vermeidet Verzögerungen und stellt sicher, dass ein Gebäude seine nachhaltigen und funktionalen Ziele erreicht.

Die Botschaft ist klar: Gebäudeautomation ist ein kleines Gewerk mit großer Wirkung – und sollte daher von Anfang an im Zentrum der Planung stehen.

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