Gebäudeautomation besticht durch kurze Amortisierungszeiten

10.09.2024 | Malte Hischemöller | VDMA

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) schreibt Gebäudeautomationssysteme für Nichtwohngebäude ab einer Nennwertleistung der Heizungs- oder Klimaanlagen von 290 kW gesetzlich vor. Ziel ist es, die CO2-Emissionen im Immobiliensektor zu reduzieren. Derzeit verursacht dieser Sektor europaweit rund 40 % des Gesamtenergieverbrauchs und 36 % der durch Energieverbrauch bedingten Treibhausgasemissionen. Eine Investition in Gebäudeautomation ist jedoch keineswegs nur aufgrund rechtlicher Vorschriften und dem Umweltaspekt anzuraten, sondern vor allem aus ökonomischer Sicht.

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Das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Gebäudeautomation

Die Kosten der Installation von Gebäudeautomation variieren je nachdem wie die individuellen Gegebenheiten (v. a. Größe, Bauweise und Nutzungsart) der jeweiligen Immobilie sind. Des Weiteren kommt es darauf an, welche Funktionen der Gebäudeautomation gewünscht sind und wie viele Datenpunkte im Objekt implementiert werden sollen. Die Implementierung erfordert die Installation von Hardware (Sensoren, Verkabelungen, Automationsstationen, Bediengeräte usw.) und Software (Steuerungssoftware, Managementplattform usw.). Der Nutzen lässt sich in einen direkten Nutzen und einen indirekten Nutzen unterteilen. Der direkte Nutzen entsteht durch Energieeinsparungen, der indirekte Nutzen durch nützliche Nebeneffekte.

Beispiel einer Analyse des Kosten-Nutzen-Verhältnisses

Laut Berechnungen des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages ergeben sich folgende Daten für ein Beispiel-Standard-Bürogebäude:

Die Kosten für die Implementierung eines technischen Energiemonitorings liegen bei 0,2 % bis 0,5 % der Gesamtbaukosten[1]. Die Gesamtbaukosten des Standard-Bürogebäudes (4000 m² Bruttogeschossfläche, mittlere Ausstattung) betragen rund 11 Mio. €[2]. Ausgehend von einem mittleren Kostenaufwand von 0,35 % der Gesamtkosten ergibt sich ein Aufwand von 38.500 €. Die Berechnungen gehen von einer mittleren Einsparung der jährlichen Energiekosten von lediglich 10 % aus. Dies entspricht einer konservativen Annahme. Der Arbeitskreis Maschinen- und Elektrotechnik AMEV, auf dessen Zahlen die Berechnungen des wissenschaftlichen Dienstes zurückgehen, spricht von mindestens 10 %. Für das Standard-Bürogebäude entsprächen 10 % insgesamt Einsparungen von 7.333 €/Jahr. Dies führt zu einer Amortisierungszeit von 5,2 Jahren. Eine realistischere Schätzung wären 20 % Einsparungen, die bereits mit einer moderaten Gebäudeautomation möglich sind. Bei einer weiterführenden und vorrausschauenden Automation sind bis zu 35 % Einsparpotential möglich. Legt man die 20 % zugrunde, beträgt die Amortisierungszeit nur noch 2,6 Jahre. Dieser kurze Amortisierungszeitraum verdeutlicht die hohe wirtschaftliche Rentabilität der Gebäudeautomation. Wenn man weiterhin betrachtet, dass die Betriebskosten künftig aufgrund höherer CO2-Abgaben auf fossile Brennstoffe tendenziell weiter steigen werden, erhöht sich die Rentabilität der Gebäudeautomation noch weiter.

[1] Arbeitskreis Maschinen- und Elektrotechnik AMEV (Arbeitskreis Maschinen- und Elektrotechnik staatlicher und kommunaler Verwaltungen) „Technisches Monitoring 2020“.
[2] Baukosteninformationszentrum Deutscher Architektenkammern GmbH.

Indirekter Nutzen der Gebäudeautomation

Der direkte Nutzen, der durch Energieeinsparungen generiert wird, wird um eine Vielzahl weiterer Faktoren ergänzt, die einen indirekten monetären Nutzen liefern. Dazu zählt die Vorsorgefunktion, welche intelligente Systeme der Gebäudeautomation innehaben. Sie erkennen Schwachstellen in der technischen Gebäudeausstattung und können noch vor Eintritt eines Ausfalles auf diese Schwachstelle hinweisen. Zum Beispiel ist es möglich, dass ein Sensor in der Lüftungsanlage erkennt, ob sich ein Filter zu sehr zusetzt und getauscht werden muss. Ein rechtzeitiger Filtertausch verhindert somit einen größeren Schaden. Ein weiterer indirekter Vorteil ist die Marktwertsteigerung der Immobilie. Immobilienbewertungen beziehen zunehmend auch Nachhaltigkeitskriterien in die Bewertung einer Immobilie ein und analysieren den ökologischen Fußabdruck. Gebäude mit einer modernen Automatisierungstechnik können zudem leichter an technologische Entwicklungen angepasst werden, wodurch sich die Lebensdauer der Gebäude erhöht. Entsprechend steigern sich der Wert und die Attraktivität eines Objekts. Des Weiteren erhöht eine automatische Steuerung von Licht, Temperatur und Luftqualität den Nutzerkomfort, was zu Leistungssteigerungen der Belegschaft führt. Auch wird der Schutz vor Einbrüchen und Feuer durch automatisierte Sicherheits- und Überwachsungssysteme erhöht. Im Hinblick auf Pflichten zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) bietet die Gebäudeautomation kosteneffiziente Lösungen und erspart viel Arbeit, da alle relevanten Daten automatisch durch die intelligenten Systeme erfasst und gespeichert werden. All diese positiven Faktoren sollten bei Investitionen in Gebäudeautomation in Betracht gezogen werden.

Volkswirtschaftliche Kosten und Nutzen der Gebäudeautomation

Die vorangegangenen Berechnungen anhand des Standard-Bürogebäudes lassen sich grob auf die gesamte deutsche Volkswirtschaft hochrechnen. Der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages führte dazu eine volkswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse über die Umsetzung der Anforderungen des § 71a GEG durch. Dabei wird nach den drei Akteuren unterschieden:  Wirtschaft, Bürgerinnen und Bürger sowie Verwaltung. Für die Wirtschaft entsteht durch die Umsetzung der Anforderungen ein einmaliger Erfüllungsaufwand von etwa 12,4 Mrd. €. Dies entspricht den Gesamtkosten für die Nachrüstung der Systeme in den relevanten Nichtwohngebäuden. Demgegenüber stehen Einsparungen, die die Kosten bei weitem übersteigen. Der wissenschaftliche Dienst nimmt eine Lebensdauer der Systeme von 15 Jahren (gemäß VDI 2067 Blatt 1) an. In dieser Zeit sorgen sie für Energieeinsparungen in Höhe von 35,7 Mrd. €. Insgesamt liegt damit die Nettoersparnis der Wirtschaft bei 23,3 Mrd. € im Zeitraum von 15 Jahren. Auf das Jahr heruntergerechnet ergeben sich Energieeinsparungen von 2,38 Mrd. €. Dies ergibt die konservativ geschätzte Amortisierungszeit von 5,2 Jahren aus dem vorangegangenen Einzelfall-Beispiel. Tatsächlich werden die Kosten in vielen Fällen bereits früher durch Einsparungen kompensiert.

Neben dem einmaligen Erfüllungsaufwand zur Nachrüstung ergeben sich auch jährliche Kosten für die Implementierung im Neubaubereich. Der wissenschaftliche Dienst schätz die jährlichen Kosten auf 65 Mio. € und die jährlichen Einsparungen auf ca. 180 Mio. €. Bei gleicher Amortisierungszeit ergibt sich für die Bürgerinnen und Bürger durch die Nachrüstung eine Nettoersparnis in Höhe von 258 Mio. € über 15 Jahre. Die Nettoersparnis für die Verwaltung liegt bei 2,33 Mrd. € über den gleichen Zeitraum.

Der einmalige volkswirtschaftliche Gesamterfüllungsaufwand für bestehende Nichtwohngebäude beträgt damit in Summe 13,8 Mrd. €. Demgegenüber stehen Einsparungen von ca. 39,6 Mrd. € über den Zeitraum von 15 Jahren. Es ergibt sich somit eine Nettoersparnis von rund 25,8 Mrd. € für Wirtschaft, Verwaltung und Bürgerinnen und Bürger. Die freigewordenen Mittel können dann anderweitig genutzt werden.

Fazit

Die Implementierung von Systemen der Gebäudeautomation lohnt sich also nicht nur im Einzelfall, sondern setzt in der gesamten Volkswirtschaft Potentiale frei. Erkundigen Sie sich jetzt über Möglichkeiten für Ihre Immobilie und lassen Sie sich von den Anbietern der Gebäudeautomationssysteme beraten, um nicht nur Geld zu sparen, sondern auch für die Zukunft gewappnet zu sein.

 

Quellen: 

Energetischer Sanierungsaufwand bei Gewerbeimmobilien, WD 5 - 3000 - 057/24, 23.04.2024.

Gesetzentwurf der Bundesregierung, Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gebäudeenergiegesetzes, zur Änderung der Heizkostenverordnung und zur Änderung der Kehr- und Überprüfungsordnung, Drucksache 20/6875 v. 17.05.2023 (vgl. ausführlich hierzu den Erfüllungsaufwand zu den Vorgaben der Gebäudeautomation, S. 80 ff., abrufbar hier: https://dserver.bundestag.de/btd/20/068/2006875.pdf).

Arbeitskreis Maschinen- und Elektrotechnik AMEV (Arbeitskreis Maschinen- und Elektrotechnik staatlicher und kommunaler Verwaltungen) „Technisches Monitoring 2020“ 2020-08-01_Technisches_Monitoring_2020.pdf (amev-online.de) S. 24.

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